Schildbürger

In nahezu jedem großen Unternehmen überkommt einen ab und an mal das Gefühl, dass einige Entscheidungen von Schildbürgern getroffen wurden. So auch in dem Unternehmen, in dem Chris und ich tätig sind. Man hat Kollegen, die gehören dazu, wenn solche Entscheidungen verabschiedet werden und man hat jene – meist die von den Entscheidungen betroffenen Kollegen – die sich darüber aufregen. Dann gibt es allerdings noch Kollegen, die zwar öfter zur zweiten Gruppe gehören, aber teilweise auch an der Entscheidungsfindung teilhaben. Eigenartig wird es dann, wenn diese Kollegen – besonders einer – Schildbürgerentscheidungen in seinem Privatleben trifft und diese dann als Innovation pur verkauft. Momentan sind wir (Chris und ich) noch nicht ganz schlüssig, ob wir lachen oder weinen sollen, denn der letzte Streich des Kollegen setzt allem bisherigen die Krone auf .. und dies ist seine Geschichte.

Meine elektrische Zahnbürste gibt so langsam den Geist auf. Der Akku macht’s schon seit einiger zeit nicht mehr. Jetzt muss ich den Akku austauschen. Okay, ich weiß noch nicht genau was ich für einen Akku benötige, aber auf Youtube gibt es ein Video, in dem man sieht wie man den Akku austauschen kann. Der ist hinter einer Mini-Platine versteckt und muss dann ausgelötet werden. Dann muss der neue Akku einfach wieder eingelötet werden und dann kann man das Ding wieder zusammenbauen.

Soweit hört sich das ja noch halbwegs vernünftig an. Bis zum Mittag eine kleine Diskussion um dieses Thema entstand. Auslöser war die Frage, ob es nicht einfacher wäre die alte Zahnbürste einfach durch eine Neue zu ersetzen? Aus angeblichen Umweltgründen möchte er das nicht – nachvollziehbar … allerdings nur, wenn man nicht weiß, dass der Kollege seine Telefonanlage ersetzt und sich für 130 Euro diverse Zusatzmodule gekauft hat, um die Funktion der TK-Anlage mit seiner Fritz-Box und den diversen Zusatzmodulen zu ersetzen … aber die 15 Jahre alte TK-Anlage lässt sich bestimmt super bei Ebay verticken … Ebenso muss ja auch alle paar Jahre der Drucker ausgetauscht werden, weil die Billigmodelle den Geist aufgeben …

Wie auch immer, es wird noch besser. 60 Euro für eine neue elektrische Zahnbürste sind zu teuer, allerdings braucht er einen schwierig zu erstehenden Akku, der wohl dann seinen Preis hat und, das ist der eigentliche Schildbürgerstreich, braucht der Kollege eine Lötstation, um den Akku zu entlöten bzw. den neuen Einzulöten. Dafür hat er gestern schon mal 40 Euro in die eben erwähnte Lötstation mit Entlötsauger investiert. In Anbetracht, das die hier erwähnte Zahnbürste wohl schon einige Jahre ihren Dienst tut, ist es wohl auch nur noch eine Frage der Zeit, bis die Produktion der Ersatzbürsten von P&G eingestellt wird. Spätestens dann muss er eine neue elektrische Zahnbürste erstehen und die alte (mit neu eingelötetem Akku) dem Umweltverschmutzungsprozess preisgeben … es wäre ja bei ihm nicht das erste mal …

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Gastautor, Redakteur und Querkopf
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