Soweit, (nich‘ ganz) so gut

Wie vor kurzem geschrieben, ist die Installation von Windows 10 nicht an uns (mein Surface und mich) vorbeigegangen. In Es ist soweit hatte ich kurz über die Installation bzw. die ersten kurzen Eindrücke berichtet. Die Mängel (wenn man hier von Mängeln reden kann), die ich festgestellt habe, konnte ich inzwischen beseitigen. Mein Desktophintergrund ist wieder schwarz und die Favoriten konnte ich dann auch in Edge importieren. Allerdings sind mir in den letzten Stunden der Nutzung andere Ungereimtheiten und fragwürdige Features auf den Bildschirm gekommen.

Im Netz konnte man ja auch schon vom „Über-Bug“ lesen, der keine zwei Tage nach Launch des Systems warten konnte. Das System soll angeblich verrückt spielen, wenn man mehr als 512 Apps installiert. Ich selbst wollte den Fehler nicht nachstellen. Zum einen sind mir keine 512 Apps/Programme eingefallen, die ich hätte installieren können bzw. auch wollen. Zum anderen gehe ich in diesem Fall aus, dass einer der „begleitenden Entwickler“ das Ganze schon in der Testphase erkannt hat und nur gewartet hat bis der Roll-Out kommt, um sich dann seine 15 Minuten Ruhm abzuholen. Wer nimmt sich schon die Zeit 512 Apps aus dem Netz (oder sonst woher) zu ziehen und diese dann noch zu installieren. Ich denke auch, das man dafür schon so seine Zeit benötigt und ich finde es unwahrscheinlich, dass der Nutzer diesen Fehler mal nebenbei herausgefunden hat und spezifizieren konnte ohne wenigstens indirekt an der Entwicklung dabei gewesen zu sein. Wieder mal ein eindeutiger Fall von Aufmerksamkeitsdefizit.

Aber ich wollte ja eigentlich über meine ersten Erfahrungen mit Windows 10 berichten und nicht über geltungsbedürftige Pseudoentwickler – also zurück zum Thema.

Ich weiß nicht genau wo ich beginnen soll, da die meisten Dinge, die auffallen, eher negativ behaftet sind. Auf jeden Fall kann ich aber schon eins sagen: das System Windows 10 ist noch nicht ausgereift. Da bekommt die Werbung für dieses Produkt fast schon einer Metapher gleich. Windows ist noch in der Entwicklung, wie die Kinder in dem Spot. Doch es sollte normal sein, dass neue Systeme noch nicht komplett ausgereift sind und nicht alle „Möglichkeiten“ der Nutzung reibungslos funktionieren, auch wenn die Nutzer teilweise bei der Entwicklung dabei gewesen sind. Doch bevor ich mit den Defiziten beginne, will ich erst einmal was Positives zum System sagen: es sind auf jeden Fall einige neue Features dabei, wie mehrere virtuelle Desktops (erreichbar über die Taskansicht) oder der Kalender in der Monatsansicht, wenn auf die Uhr in der Taskleiste geklickt oder getippt wird. Allerdings ist es schwierig die positiven Dinge aufzuzeigen, die doch irgendwie erwartet wurden oder ganz einfach als selbstverständlich hingenommen werden. Daher scheinen, wie so oft, die negativen Neuerungen bzw. deren Umsetzung zu überwiegen.
Allein die quasi-Missachtung des Datenschutz und der Privatsphäre während der Installation in den Einstellungen als Standardwerte festgesetzt werden sind fast schon fatal und laden Hacker gerade zu ein in dem System nach Lücken zu suchen, die es mit Sicherheit geben wird, bei den ganzen Berichten, dem Feedback und der gleichen (besonders der Cortana-Suche), die Microsoft vom System ohne dedizierte Zustimmung des Nutzers haben möchte und so auch im schlimmsten aller Fälle diverse persönliche und private Daten ohne Info an den Nutzer abruft und verwendet. Wahrscheinlich wird einiges in teilweise sehr schwammiger Form in den Datenschutzbestimmungen zu finden, aber mal ganz ehrlich: das liest sich doch kein Mensch durch. Ich hatte mehr oder weniger Glück bei der Installation, dass ich genau in dem Augenblick aufgepasst habe, wo die Installationsroutine die Frage nach den Einstellungen gestellt hat und ich diese manuell angepasst haben – sprich, erst mal alle Anfragen verboten oder auf das schwächste Level gesetzt. Microsoft geht einfach davon aus, dass man als Nutzer die weitere Entwicklung als freiwilliger Tester bzw. Nutzer automatisch unterstützt … was man ja auch macht, wenn man die Standardeinstellungen einfach so übernimmt. Aber darüber wurde schon auf diversen Plattformen informiert und in naher Zukunft noch sehr viel diskutiert. Daher will ich hier nicht weiter darauf eingehen.

Ich befasse mich hier lieber mit ein paar Details, die mich ganz persönlich bei der allgemeinen Nutzung stören. So ist das z.B. dass im „Icontray“ ab und an nach dem Aufwachen aus dem Standby einige Symbole verschwinden – bei mir Lautstärke und Akku bzw. Powerstatus – wobei zweites bei einem mobilen Gerät mir doch schon wichtig erscheint. Das Anordnen der Symbole, welche immer sichtbar sein sollen und welche nicht, erfolgt unter Windows 10 nicht mehr über eine Tabelle in den Einstellungen (falls es diese gibt, habe ich sie noch nicht gefunden), sondern man die Symbole jetzt per Drag ’n Drop anordnen. Ob das gut oder eher weniger gut ist, muss wohl jeder für sich entscheiden.

Was wirklich an Potential verloren hat ist das neue Startmenü, das ich persönlich aber nicht als solches benennen würde – zumindest nicht, wenn es im Vollbild-Modus genutzt wird, für die, die – ebenso wie ich – auf Windows 8/8.1 „abfahren“. Hier sind jedoch zusätzliche Klicks notwendig, um die App/Programme zu sehen. Hier merkt man ganz deutlich, dass das Augenmerk eher auf Mouseeingaben, denn Finger- bzw. Toucheingaben gelegt wurde. Auch gelitten scheint der so genannte Tablet-Modus, bei dem standardmäßig alle Programm Icons von der Taskleiste entfernt werden, aber nicht die Taskleiste selbst, weil diese noch die Symbole für Suche und die Taskansicht – sowie einen zusätzlichen Pfeil enthalten. Der Rest bleibt leer und nimmt sinnfrei irgendwelchen Platz vom Desktop. Einieg Tage später hat sich mir das dann aber so halbwegs beim Saturn entschlossen, als ich testweise ein Windows-10-Tablet(chen) in Augenschein genommen hatte. Hier ist der Tablet-Modus Standard und erinnert an Windows für Windows Phones …  da wusste ich dann auch was der ominöse Pfeil zu bedeuten hatte …

Doch zurück zum Windows 10 auf dem Surface Pro 3. Beide Produkte sind von Microsoft und sollten eigentlich (hervorragend) aufeinander abgestimmt sein. Doch weit gefehlt. Nach der Erstinstallation lief das Surface ja noch mehr oder weniger gut. Dann kam jedoch irgendein Update und damit gingen dann die Sorgen los. Das Surface braucht manchmal mehrere Versuche um überhaupt aus dem Ruhezustand aufzuwachen und wieder richtig zu arbeiten. Ich weiß nicht woran es liegt, aber wirklich zuverlässig konnte man mit dem Gerät nur nach einem Neustart arbeiten. Damit hatte sich das „mal eben mit dem Tablet etwas im Web nachschauen oder suchen“ erledigt, weil jedes Mal das Surface beim Erwachen starb und/oder neu gestartet werden muss. Bei einem d(ies)er Updates müssen auch alle Verknüpfungen von Desktop-Programmen aus dem Startmenü bzw. der Tablet-Startansicht entfernt worden sein. Somit ist ein Schnellzugriff nicht mehr möglich, weil nicht alle Apps/Programme die man öfter nutzt in die normale Taskleiste passen. Irgendwie fühle ich mich dadurch eingeschränkt, denn über ein schnelles Startmenü komme ich ja auch nicht so mal eben an meine Programme, wenn ich im Tablet-Modus bin.

Aber es kommt noch schlimmer. Inzwischen wurden einige Dinge behoben oder waren in diversen versteckten Einstellungen zu finde, die meiner Meinung nach teilweise mit den Updates dazugekommen sind. So behalte ich jetzt im Tablet-Modus alle Icons in der Taskleiste und auch das Aufwachen klappt wieder besser, wenn auch noch nicht wie früher. Allerdings funktioniert jetzt die Mail-App nicht mehr wirklich – bedeutet sie friert kurz nach dem Start ein und das Surface fängt an zu arbeiten, was man jedoch nur am Lüfter bemerkt und nicht im Taskmanager. Der führt manchmal nicht mal mehr diese App als Programm auf, obwohl das Ding – laut Taskleiste arbeiten soll.

Es ist schon eher enttäuschend für mich, denn momentan fühle ich mich in tiefste Windows-XP-Zeiten zurückversetzt und hege ernsthaft die Gedanken zurück auf Windows 8.1 zurück zu gehen oder wohl doch teilweise auf der Apple-Plattform – Mac OS X zu bleiben bzw. dorthin zurück zu schwenken – zumindest steht diese Option für den nächsten Rechner momentan wieder weiter oben. Mal schauen was Microsoft noch die nächsten Tage so liefert, ob sich noch was besser oder wie momentan mit jeder kleinen Verbesserung auch irgendwie eine Verschlechterung an anderer Stelle eintritt. Letztlich habe ich ja noch zwei Wochen, um mich zu entscheiden und Windows 10 einfach mal Windows 10 sein lasse. Es ist für mich eher ein Enttäuschung, denn den Weg den Microsoft mit Windows 8/8.1 eingeschlagen hat, hat man leider wieder verlassen und sich wieder dem Althergebrachten zugewandt. Nur leider bemerke ich keine (positive) Entwicklung, wenn immer wieder irgendwelchen alten Features, die teilweise (immer noch) nicht funktionieren und neue innovative, aber eben vor allem nützliche Features wieder ersetzen. So wird das nichts mit einem neuem frischen Betriebssystem für die Zukunft. Und was die Werbung angeht, ich möchte NICHT, dass mein gut 2-jähriger Sohn mit so einem Windows aufwächst, denn ich will auch nicht, das er in 20 Jahren immer noch Diesel oder Benzin für sein Auto tankt …

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Gastautor, Redakteur und Querkopf
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